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E-Book

Mit 50 Euro um die Welt

Wie ich mit wenig in der Tasche loszog und als reicher Mensch zurückkam

AutorChristopher Schacht
Verlagadeo
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783863347963
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Christopher Schacht ist erst 19 Jahre alt und hat gerade sein Abi in der Tasche, als er eine verrückte Idee in die Tat umsetzt: Mit nur 50 Euro 'Urlaubsgeld' reist er allein um die Welt. Nur mit Freundlichkeit, Flexibilität, Charme und Arbeitswillen ausgestattet, ohne Flugzeug, ohne Hotel, ohne Kreditkarte. Vier Jahre war er unterwegs, hat 45 Länder bereist und 100.000 Kilometer zu Fuß, per Anhalter und auf Segelbooten zurückgelegt. Seinen Lebensunterhalt hat er sich als Goldwäscher, Schleusenwart, Babysitter und Fotomodell verdient, unter Ureinwohnern und Drogendealern gelebt und ist durch die Krisengebiete des mittleren Ostens getrampt. In diesem Buch erzählt der junge Weltenbummler auf humorvolle und mitreißende Art von seinen unglaublichen Erlebnissen. Er verrät, was er unterwegs über das Leben, die Liebe und Gott gelernt hat, schildert berührende und skurrile Begegnungen und verblüfft mit Einblicken, die man in keinem Reiseführer finden würde. Eine faszinierende Story, die Lust macht, Neues zu wagen und seine Träume zu leben!

Christopher Schacht kommt aus dem beschaulichen schleswig-holsteinischen Sahms. Er hat einen Zwillingsbruder und eine jüngere Schwester. Nach seinem Abitur hatte er vorgehabt, ein Stipendium der Informatik zu nutzen, um eines Tages seine eigene Softwarefirma zu gründen. Doch stattdessen brach er im Alter von 19 Jahren zu seiner Weltreise auf und kehrte erst im September 2017 zurück. Seitdem studiert er Theologie in Hessen.

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Leseprobe

2. Etappe: Südamerika

Dschungelleben unter Ureinwohnern, Drogen – Mörder – Sex, Goldrausch, Rettung in letzter Sekunde und der peinlichste Moment meines Lebens

März 2014 – April 2015

Ich trampte an Bord eines Lebensmitteldampfers nach Caracas und kam dort mitten in der Nacht an. Dennoch herrschte an der U-Bahnstation Gato Negro reges Leben. Händler verkauften auf ausgebreiteten Decken ihre Waren oder Essen aus Töpfen und vom Grill. Die Leute waren gut und sauber gekleidet, aber abseits von Bus und Metro sah Caracas ziemlich ramponiert aus. Vielerorts lagen Schutt und Gesteinsbrocken am Straßenrand, und nicht wenige der Gebäude sahen verfallen aus. Hochhäuser gab es nur vereinzelt, und Touristen habe ich keinen einzigen gesehen. Vor diversen Geschäften sah ich lange Schlangen – offenbar erlebte ich die „sozialistische Wartegemeinschaft“ gleich im ersten so geprägten Land, das ich bereiste, live und in Farbe.

Die Infrastruktur war jedoch komplett intakt und sogar modern und komfortabel. „Made in France 2006“, las ich im Inneren eines Bahnwaggons. Daneben hing Propaganda der sozialistischen Partei des Präsidenten Nicolás Maduro. Dieser hatte noch ein Jahr zuvor selbst als Busfahrer gearbeitet und war nach dem Ableben des vorangegangen Präsidenten Hugo Chávez plötzlich in das Amt des Staatsführers erhoben worden. Ohne jegliche Erfahrung oder Qualifikationen. Ein Mann aus dem Volk!

Ich entschied mich diesmal für den Bus. Zum einen, weil mir aus Sicherheitsgründen stark vom Trampen abgeraten worden war. Zum anderen, weil die rund 600 Kilometer von La Guaira nach Cuidad Bolívar mich insgesamt gerade mal 4 Euro gekostet hatten. Metro, Bus, Nachtbus und ein Taxi mit einberechnet. Und für 4 Euro mein Leben zu riskieren, das konnte ich meinen Eltern wirklich nicht antun.

Das Busfahren war unter anderem deshalb günstig, weil Benzin in Venezuela fast nichts kostet. Das meine ich wortwörtlich – umgerechnet bekommt man für einen Euro rund 44.000 Liter! Die Inflationsrate dort ist allerdings ebenso schwindelerregend: Aktuell liegt der Gegenwert für einen US-Dollar bei 136.000 Bolivares – als ich dort war, waren es noch 70 Bolivares!

Weil Benzin so günstig ist, geht man entsprechend verschwenderisch damit um. Ich hatte unterwegs zugesehen, wie Boote im Hafen betankt wurden. Man hielt es nicht für nötig, den Hahn des langen Schlauches zuzudrehen, sondern dieser wurde voll aufgedreht einfach zum Nachbarboot gereicht. Jedesmal liefen dabei etliche Liter in den Fluss, dessen Oberfläche weiträumig in allen Regenbogenfarben zu schillern begann. Umweltschutz ist für viele Ohren dort noch ein Fremdwort, und auch für Müllentsorgung fehlt jegliches Bewusstsein.

Ich hörte mich nach einer Möglichkeit um, wie ich zu den Ureinwohnern im Delta gelangen konnte. Es stellte sich als äußerst schwierig heraus, da keine Straße und somit auch kein Verkehr dorthin führte und auch nur wenige Menschen überhaupt einen Anreiz hatten, solche Strecken auf sich zu nehmen. Ich fand schließlich einen Missionar, der mich mitnehmen würde. Innerlich notierte ich, dass die drei geeignetsten Berufsgruppen, um an sehr abgelegene Orte zu trampen, Missionare, Ärzte und Händler (bzw. Schmuggler) sind. Anthropologen müssten zwar theoretisch auch nützlich sein, blöd ist nur, dass es so wenige davon gibt.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, da stiegen wir in ein kleines metallenes Motorboot und fuhren sechs Stunden mit Höchstgeschwindigkeit die rund 150 Kilometer Luftlinie den Orinoco entlang.

Im Flussdelta befanden sich viele flache Inseln, und das Meer war nahe genug, um täglich den Wasserspiegel um einige Meter sinken und steigen zu lassen. Aber es war weit genug entfernt, um den Fluss noch nicht zu versalzen, und durch die regelmäßigen Fluten bewässert, spross dichte Dschungelvegetation links und rechts des Wassers.

Das Warao-Dorf Arature lag an einem größeren Flussarm und sah genau so aus, wie ich es auf dem Foto im Kochbuch gesehen hatte: Die Häuser waren auf hölzernen Stelzen über dem Wasser gebaut und hatten keine Wände, sodass man direkt hineingucken konnte. Zwischen den Häusern gab es aus Brettern gelegte Brücken, die teilweise recht unvollständig waren und einiges an Balance verlangten, um nicht hinunterzustürzen. Überall entlang des Flusses sprangen Kinder ins Wasser, spielten und paddelten in Kajaks. Es war nicht übertrieben zu sagen, dass die Kinder hier im Wasser aufwuchsen. Und da Wasser für das tägliche Leben so wichtig ist, hat es in der Sprache der Warao nur einen ganz kurzen Namen: Ho. Ebenso wie die aus getrockneten Palmenblättern geflochtenen Hängematten, die vom Status her schon fast als heilig gelten und die man aus Respekt vor ihrem Besitzer nicht einmal berührt. Sie werden als Ha bezeichnet.

Es ist eine sehr einfach zu lernende Sprache, da Verben nicht konjugiert werden und es kaum Grammatik gibt. Oder zumindest kam es mir so vor, denn man verstand mich auch, wenn ich einfach nur Wörter aneinanderreihte. Bemerkenswert fand ich auch, dass es in der Sprache der Warao kein Wort für „Liebe“ gibt. Ebenso fehlt eine Entsprechung für „bitte“. Und „danke“ sagt man, in dem man die Situation als „Gut!“ beschreibt: Yakera. Sehr viel reden die Warao nicht. Wichtiger als die Konversation ist das bloße Zusammensein.

Foto: © shutterstock

Die Warao erwiesen sich nach anfänglicher Scheu als fröhlich, unbeschwert und gastfreundlich. Außerdem waren sie trotz ihres geringen Wuchses sehr athletisch und hatten einen erstaunlichen Gleichgewichtssinn. Die meisten von ihnen wählen ihre Lebensgefährten schon mit 13 bis 15 Jahren und bekommen auch nicht lange danach ihre ersten Kinder. Bevor ein Missionar ihnen von Gott erzählt hatte, hatten die Warao geglaubt, früher mal in den Wolken gelebt zu haben. Als sie dort aber alles Essbare verzehrt hatten, wären sie auf einem Regenbogen zur Erde hinuntergerutscht, da diese Nahrung in Fülle bot. In der Tat war der Fluss schier überfüllt von Fischen, und dank der von den Warao angepflanzten Yams-Wurzeln und Maniok-Knollen reichten etwa zwei Stunden Arbeit völlig aus, um den restlichen Tag mit Essen in der Hängematte verbringen zu können. Was für ein Leben!

Ich durfte in einer leerstehenden Hütte schlafen. Die Nächte im Delta waren erfüllt von den Schreien furchterregender Bestien. Jedenfalls klang es so, aber in Wahrheit waren es nur lärmende Amphibien. (Ich traf später auf zwei Argentinier, die diese Geräusche zu Tode erschreckt haben. Sie dachten, dass riesige Jaguare in der Nähe umherstreifen würden, hungrig und auf der Suche nach einem Opfer, das sie zerfleischen könnten. Vor lauter Angst sind sie immer tiefer in ihre stickigen Schlafsäcke gekrochen und fast geschmolzen. Sie waren dann einerseits beruhigt und kamen sich andererseits auch etwas blöd vor, als ich ihnen erklärte, dass die Laute nicht von blutdürstigen Raubkatzen stammten, sondern nur von harmlosen kleinen Kröten.)

Foto: © shutterstock

Die Tage waren erlebnisreich. Ich machte kulinarische Erfahrungen wie beispielsweise das Nationaltier Cheguide, eine Art Wasserschwein, das interessanterweise nach Fisch schmeckt. Auch sehr beliebt war Leguanfleisch. Die Warao erzählten mir, dass Leguane sich stark mit ihrer Nase orientieren. Fängt man so eine Echse, fesselt ihr die Beine und reibt sie sich unter den Achseln, sodass sie den Menschengeruch annimmt, wird sie angeblich ruhig und zahm. Beim Ausnehmen fanden wir in den Bäuchen der Leguane Eier – mehr als fünfundzwanzig pro Weibchen –, die eine sehr leckere Beilage abgaben. Überall im Dorf stieß man auf freilaufende Hausschweine, die mir einmal meine Seife wegfraßen, als ich gerade mit dem braunen Flusswasser duschte. Der künstliche Kirschduft war wohl zu verlockend für ihre hungrigen Näschen gewesen.

Übel waren die Massen von dreieckigen, schwarzen Bremsen, deren Stiche nicht nur schmerzen, sondern auch gemein jucken. Mücken gab es ebenfalls ohne Ende, wobei ich hörte, dass das in der Regenzeit noch schlimmer sein sollte. Regelmäßig habe ich mit einer Nadel Eier von einem flohähnlichen Wesen namens Nigua aus meinen Fußsohlen picken müssen. Des Öfteren hatte ich dank dieses Tierchens mit Entzündungen und einem stark angeschwollenen Fuß zu kämpfen.

Ich half beim Pflanzen und Ernten von Maniok und Yams und beim Bau eines Kanus, das am Ende durch ein kurzes, kräftiges Strohfeuer geweitet und dadurch in Form gebracht wurde. Auch ging ich häufig mit den Warao jagen oder fischen.

Foto: © shutterstock

Immer wieder beindruckten mich die Warao mit ihren extrem geschärften Sinnen und ausgeprägten Instinkten. Einmal fuhr ich mit einem Warao-Pastor und seinem achtjährigen Sohn den Flussarm entlang. Die Vegetation links und rechts des Wassers war so undurchdringlich wie eine Wand. Mannshohe Gräser, Blätter, Schlingpflanzen, Farne …

Plötzlich hob der Pastor die Hand als Aufforderung zur Stille. Da nahm ich leise das Ruder aus dem Wasser, stützte es auf die Seite des Kajaks und beobachtete den Warao, der mit angehaltenem Atem lauschte. Ich hörte und sah gar nichts außer grünen Blättern in allen Formen. Einige Momente vergingen; dann deutete er zur anderen Flussseite. Mit langsamen Zügen bewegten wir uns zum Ufer, und...

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